Beitrag in "Einfach genial!" vom 03.06.08 auf MDR

Kundenmeinung

Frau H. schreibt:

Hallo Herr Klett,

endlich ist es vollbracht. Es hat leider etwas länger gedauert, da wir uns entschlossen hatten, den Hof neu pflastern zu lassen. Dabei ist dann die Torwippe eingebaut worden. Wir sind alle vollends zufrieden. Es ist kein Vergleich zu vorher. Das Rein- und Rausfahren ist jetzt keine Millimeterarbeit mehr.

Anbei mal ein paar Bilder von der eingebauten Torwippe.

Presseartikel vom 15.05.2007 im "Darmstädter Echo"

Toreinfahrten ganz ohne Höcker
Schluss mit Stolperfallen für unbedachte Passanten

KURZ VORM ANSCHLAG: Die Wippe hat den Weg des Anschlagschwertes zur Kante des Wippenkastens bereits freigegeben. (Foto: Helmut Klett)

Mehrflügelige Tore, die mit der Hand bedient werden, benötigen in der Mitte der Einfahrt einen soliden Bodenanschlag. Denn wer sich nur auf einen Riegelschlitz im Boden verlässt, in den er den Riegel gefühlvoll einzuschieben gedenkt, mit dem Fuß oder über ein Bediengestänge von Hand, wird früher oder später ein Debakel erleben.

Nämlich dann, wenn ihm – spätestens bei einem Herbststurm oder einfach in stockdunkler Nacht – die Torflügel über den Riegelpunkt hinausschlagen. Der lange Hebelarm und das Drehmoment des Torflügels führen dann leicht zur Verformung, ja zur Zerstörung der Scharniere, selbst des Tores.

Derart leidgeprüfte oder auch vorausschauende Hausbesitzer werden daher einen Anschlag montieren lassen: meist ein massiver Metallwinkel, der mit Zapfen nach unten im Boden einbetoniert wird, bei entsprechend stabilem Untergrund auch mit Schraubankern befestigt werden kann.

Damit hat man sich allerdings ein neues Ärgernis eingehandelt: Je höher dieser Anschlagwinkel über das Fahrbahnniveau hinausragt – insbesondere bei Torflügeln, die nicht sehr dicht über dem Boden laufen, um ihr Blockieren durch Schmutz, vor allem durch Eis und Schnee zu vermeiden – um so leichter wird der Klotz in der Fahrbahn zur Stolperfalle für unbedachte Passanten.

Auch beim Überfahren mit einem Fahrzeug besteht die Gefahr von Felgen- und Reifenschäden. Ein Karkassenbruch zeigt sich manchmal tückischerweise erst viele Tage später bei hohen Geschwindigkeiten oder Belastungen. Bei vorsorglich höheren Anschlägen – etwa in schneereichen Gebieten oder bei Schotter auf dem Gelände – können tiefergelegte Fahrzeuge oder Spoiler beschädigt werden.

All diese Gefahren auszuräumen und dennoch eine konstruktive Lösung zu schaffen, die auf komplizierte Technik wie elektronische Elemente oder Hydraulik verzichtet, betrachtete Helmut Klett als persönliche Herausforderung. Der für Pragmatismus und Sachkompetenz bekannte Darmstädter Architekt und Tüftler (auch Gründer der Unabhängigen Wählervereinigung IG-Abwasser – und einer der Uwiga-Vertreter im Stadtparlament) ersann als Lösung eine Torwippe, die den Deckel eines flächenbündig in den Boden einzubauenden Kastens bildet.

Diese Wippe ist so gelagert, dass der Schwerpunkt sich im Auflagerbereich befindet und die Wippe ohne Belastung immer in der Waagrechten bleibt. Der Torflügel trägt in Führungen ein Vierkantrohr, das Anschlagschwert. Bei Neukonstruktionen aus Vierkantrohr kann der als Riegel dienende Vierkant auch elegant in das Rahmenprofil integriert werden.

Am unteren Ende trägt dieses Anschlagschwert eine Rolle, die beim Schließen des Torflügels zuletzt über die Wippe fährt, diese dann beim Überfahren des Achsenpunktes dann in Richtung des eigentlichen Anschlags abkippen lässt.

Als eigentlicher Anschlag dient also die Vorderkante des Wippenkastens – doch der stört nicht, da der Kasten ja flächenbündig eingebaut ist. Die Wippe schließt hinter dem Anschlagschwert durch ihr Eigengewicht, nachhelfen kann man ihr nötigenfalls durch einen leichten Tritt auf den nach innen weisenden Wippenteil.

Zum Entriegeln wird das Schwert mittels eines Griffes leicht über Terrain angehoben, der Fuß des Bedieners steht hierbei auf der hinteren Wippenfläche. Dann sobald man den Torflügel soweit geöffnet hat, dass die Rolle den Drehpunkt der Wippe überfahren hat, kann man den Griff loslassen, und den Torflügel bis zum hinteren Anschlag öffnen. Dort gleitet die Rolle in eine speziell ausgeformte Kuhle und hält den Torflügel fest.

Klett hat nach gleichem Funktionsprinzip auch eine Ausführung für Schiebetore entwickelt, der Kasten liegt dann in Richtung der Schiebeachse. Wichtig ist bei der Planung einer Toranlage mit Kletts flächenbündigen Toranschlägen, dass der Wippenkasten nach unten entwässert wird – über eine Ablauföffnung im Boden und entsprechender Drainageleitung zum Kanal oder in ein Kiesbett. In Gegenden mit starken Winterfrösten könnte auch eine zuschaltbare elektrische Beheizung des Bodenkastens von großem Nutzen sein.

Der Prototyp dieser Entwicklung hat sich bei dem findigen Architekten bereits in hartem Gebrauch bewährt. Sich um eine Vermarktung des Entwurfs zu kümmern, hat der engagierte Kommunalpolitiker zu wenig Zeit. Dennoch möchte er denjenigen, die sich bereits an klobigen Toranschlagswinkeln blutige Zehen oder Karkassenbrüche geholt haben, signalisieren, dass konstruktive Abhilfe möglich ist.

Stephan Görisch
15.5.2007